SLOWAKISCH – ÖSTERREICHISCHES FORUM
in Kittsee am 19.9.2025
Pressemitteilung des Österreichisch-Slowakischer Kulturvereins
Am Freitag, dem 19. September 2025, trafen sich auf Einladung der Botschaft der Slowakischen Republik in Österreich und des Österreichisch-Slowakischen Vereins in Wien die Vertreter: innen slowakischer Volksgruppe in Österreich und slowakischer Institutionen, Fachleute sowie zahlreiche Gäste aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland im Schloss Kittsee.
Die österreichisch-slowakische Grenzregion hat seit 1989 einen tiefgreifenden Wandel durchlaufen. Für viele junge slowakische Familien sind die österreichischen Gemeinden in dieser Region zu einer neuen Heimat geworden. Sie haben sich auf natürliche Weise in Gebieten niedergelassen, die unmittelbar an die sich dynamisch entwickelnde slowakische Hauptstadt Bratislava angrenzen. Dadurch verändern sich die demografische Landkarte und die Identität der Region sowie die Anforderungen an Bildung, Kultur, Infrastruktur und grenzüberschreitende wirtschaftliche Aktivitäten.
Bei diesem ersten Treffen der slowakischen Volksgruppe in Österreich in der Nähe der Grenze, die Europa noch vor 36 Jahren in zwei feindliche Blöcke teilte, wurden zentrale Themen diskutiert: die Bindung der Volksgruppe an Wien, das Volksgruppengesetz, die Chancen und die Zukunft der Volksgruppe im Grenzgebiet sowie Bildung und Zweisprachigkeit.
Das Forum wurde vom slowakischen Botschafter in Österreich, Jozef Polakovič, eröffnet. Er betonte die Notwendigkeit eines solchen Austauschs und sah in der Diskussion einen Impuls für neue Ideen, von denen die Zusammenarbeit beider Länder profitieren werde. Laut dem österreichischen Botschafter in der Slowakei Johannes Wimmer ist dies eine der interessantesten Regionen. Auch der slowakische Präsident Peter Pellegrini begrüßte das Forum in einem Brief. Die österreichische Bundesministerin für Europa, Integration und Familie, Claudia Plakolm, bewertete in ihrer Videobotschaft die Grundidee des Forums, Grenzen als Verbindungen zu betrachten, sehr positiv.
Im ersten Panel wurde ein Beitrag zur historischen Identität der Slowakinnen und Slowaken in der österreichischen bzw. später österreichisch-ungarischen Monarchie präsentiert. Ingrid Konrad, Mitglied des Volksgruppenbeirats beim österreichischen Bundeskanzleramt, unterstrich die Mitwirkung der Slowaken bei der Entwicklung von Bildung und Demokratie in Österreich. Sie hob zudem die Rolle der slowakischen und tschechischen Volksgruppen im Widerstand im Zweiten Weltkrieg in Wien hervor. Ihr Kollege Vlado Mlynár, der zugleich den Österreichisch- Slowakischen Kulturverein leitet, erläuterte das österreichische Volksgruppengesetz und wies auf die Notwendigkeit hin, die Bindung an die territoriale Autochthonie zu überdenken– eine Regelung, die die Slowakinnen und Slowaken in Österreich eher trennt als verbindet. In Zeiten von enormer Mobilität und Digitalisierung sei eine Gesetzesnovelle unumgänglich.
Der Hainburger Kommunalpolitiker Rastislav Pavlík schilderte die Situation der Slowakinnen und Slowaken im Grenzgebiet und wies auf die Notwendigkeit des muttersprachlichen Unterrichts hin so, wie er für die Volksgruppe in Wien gesetzlich verankert ist. Anhand konkreter Zahlen zeigte er das starke Wachstum der slowakisch sprachigen Bevölkerung in Gemeinden wie Hainburg, Kittsee, Edelstal, Wolfsthal und Berg auf. Dies bringt neue Herausforderungen für die Region mit sich. Er betonte auch, wie wichtig es ist, sich von Erfahrungen anderer europäischer Grenzregionen inspirieren zu lassen.
Christian Berger, Experte für Regionalentwicklung in Niederösterreich bei NÖ.Regional./baum_cityregion, betonte die Notwendigkeit struktureller Verbindungen für eine nachhaltige Entwicklung auf beiden Seiten der gemeinsamen Grenze. Besonders interessant war der Erfahrungsaustausch zwischen den österreichischen Kommunalpolitiker:innen slowakischer Herkunft: Gemeinderat Rastislav Pavlík aus Hainburg, Stadträtin Inna Mlada aus Schwechat und Gemeinderätin Adriana Országhová aus Kittsee, die über die Verbindungen der österreichischen Gemeinden zur slowakischen Gemeinschaft berichteten.
Alle Teilnehmehr:innen betrachten die Förderung der Zweisprachigkeit und die Vision, dass die slowakische Minderheit im Grenzgebiet in ihrer Identität, Kultur und Sprache verwurzelt bleibt, als große Herausforderung. Das Forum zeigte deutlich, dass man nicht danach suchen sollte, was trennt, sondern danach, was die Slowakinnen und Slowaken in Österreich verbindet.
HINWEIS: Auf Bitte des Österreichisch-Slowakischer Kulturvereins wurde diese Pressemitteilung hier veröffentlicht.
